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DEVELOPMENTS (1993)

für 2 Trompeten, Horn, Posaune, Tuba

Auftragswerk des Jubiläumfonds der Musikhochschule Luzern
 

Angesichts der Tatsache, dass man das Repertoire für Blechbläserquintett eher mit divertimentoartigen Stücken assoziiert, reizte es mich, ein strenges, nach seriellen Regeln durchgestaltetes Werk zu schreiben.
So stehen Tonhöhen, Rhythmen und Klangfarben nach übergeordneten, mathematischen Gesetzmässigkeiten in wechselseitiger Beziehung zueinander. Aus dem reinen Geräusch heraus formt sich die Musik behutsam, findet erste Intervalle, die sich sukzessive bis zum Tritonus vergrössern und entwickelt sich langsam zu grösseren Einheiten, was sich im Titel "Developments“ widerspiegelt. Der Ambitus wird dabei aus einer Mittelachse, welche durch das Horn gebildet wird, symmetrisch in beide Richtungen erschlossen.

Im Gegensatz zur Strenge der Materialbehandlung finden sich im weiteren Verlauf des Stücks spürbare rhythmische Pulse sowie halbimprovisatorische Elemente, was hohe Anforderungen an das Zusammenspiel der Interpreten stellt.
Hier findet also eine weitere Entwicklung, nämlich von der rigiden Strenge zu mehr Freiheit statt.

Die Prädisposition des musikalischen Materials, die für meine frühen Stücke wie dieses charakteristisch war, ist heute einer Arbeitsweise gewichen, die mehr auf einer intuitiven Suche beruht, einem langsamen, schrittweisen Vortasten, bei der ich ständig unzählige Varianten und Optionen auswählen und ausschließen muss.
Aber bereits hier ist die Musik bestrebt, unmittelbar zu kommunizieren, und - bei aller strukturellen Komplexität, „Ausdrucksmusik“ zu sein.

 

In view of the fact that the repertoire for brass quintet tends to be associated with divertimento-like pieces, I was tempted to write a strict work based on serial rules.
Pitches, rhythms and timbres are interrelated according to overriding mathematical rules. From pure noise, the music forms cautiously, finds the first intervals, which gradually increase to a tritone and slowly develops into larger units, which is reflected in the title "Developments". The ambitus, i.e. the range, is developed symmetrically in both directions from a central axis formed by the horn.

In contrast to the strictness of the material treatment, there are noticeable rhythmic pulses and semi-improvisatory elements in the further course of the piece, which places high demands on the interaction of the performers. A further development is therefore taking place here, namely from rigid strictness to more freedom.

The predisposition of musical material, characteristic of my early pieces like this one, has now given way to a way of working that is based more on intuitive search, a slow, gradual progression, in which I permanently have to select and exclude countless variations and options.
But even here, the music strives to communicate directly and - despite all its structural complexity - to be expressive.

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