HOME Dieter Ammann

Hanspeter Kyburz

"Achtet man nicht auf einzelne wenn auch noch so gelungene Klangbilder, sondern auf Übergänge, die Kontrastdramaturgie der Abschnittsfolge und vor allem auf grossformale Entwicklungen, erkennt man die Eigenständigkeit dieses Komponisten. Einerseits wirkt die dichte Montage kontrastierender Abschnitte nicht programmmusikalisch konsequent, eben nicht erzählerisch, denn erst durch die Abstraktion auf das musikalisch Strukturelle wird die Form verständlich. Andererseits provozieren die Kontraste der Abschnittsfolge strukturelle Fragen, die man versucht ist, im Rekurs aufs Aussermusikalische assoziativ zu beantworten. Diese Ambivalenz ist für das Formkonzept des Streichtrios substantiell und es ist erstaunlich, wie konsequent Dieter Ammann es verfolgt. Hinzu kommt die ungemein musikantische Ader des Komponisten: Die Partitur ist voller verbaler Spielanweisungen, die verdeutlichen, wofür die Notenschrift zu abstrakt erscheint. Diese Nähe zur ausführenden Handlung ist als notwendiges Komplement spekulativer Abstraktion für einen Komponisten unabdingbar. Geltendes inividuell zu artikulieren, bedeutet Neues schaffen. Diese Haltung, die auch provokante Innovation einschliessen kann, erscheint mir bei einem Komponisten, dem im heutigen Konzertbetrieb vor allem eine durch Differenz profilierte Identität seiner Schreibweise abverlangt wird, selten und wertvoll."

[Werkkommentar]

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