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Archiv 2008

Ernst von Siemens Musikpreis 2008

Der Förderpreis Komponisten geht u.a. an Dieter Ammann
 

«Eine Definition von Musik? Ein mittels Klang gestalteter Abschnitt von (Erlebnis)zeit in einer möglichst eigenständigen musikalischen Sprache. Obwohl die Strenge der Materialbehandlung und Komplexität bezüglich Struktur und Form unabdingbare Merkmale komponierter Musik darstellen, ist es mein Ziel, mittels musikalischer Phantasie und Intuition eine gestisch und emotional geladene Musik zu schreiben.» Dieter Ammann, Schüler von Detlev Müller-Siemens und Roland Moser, ist ein Ausdrucksmusiker par excellence. Gleichgültig, in welchem Genre er sich bewegt. Denn begonnen hat Ammann seine musikalische Karriere als Jazz- und Improvisationsmusiker. Er spielte mit so unterschiedlichen Grössen wie Udo Lindenberg und Eddie Harris und tourte mit verschiedenen Formationen durch ganz Europa.

Erst verhältnismässig spät kam er zur so genannten ernsten Musik, studierte Theorie und Komposition an der Musikakademie Basel und besuchte Meisterkurse unter anderem bei Wolfgang Rihm und Witold Lutosławski. «Mit dem Komponieren fing ich sehr spät an, denn davor hatte ich grosse Hemmungen», erklärt Ammann. «Während des Studiums in Basel las man bisweilen hochkomplexe Analysen von Werken, wobei sich bei mir dann beim Hören oft Enttäuschung einstellte. So wuchs in mir die Überzeugung, dass ich meiner Sache schon sehr sicher sein müsste, bevor ich musikalische Gedanken zu notieren beginne.»

In den 1990er Jahren verlagerte sich sein Schwerpunkt endgültig aufs Komponieren. Er schreibt vorwiegend Orchester- und Kammermusikwerke, für die er vielfach ausgezeichnet wurde. In der Regel veröffentlicht Ammann nicht mehr als ein bis zwei Arbeiten pro Jahr. «Schreibt wenig, weil langsam», heisst es dazu lapidar in der offiziellen Biografie des Komponisten. Ammann lehrt heute Theorie und Komposition an der Musikhochschule Luzern.

Ammann hat wiederholt erklärt, dass er einen deutlichen Unterschied zwischen Improvisations- und Kompositionstätigkeit empfindet: «Wenn ich als Improvisator eine Idee habe, spiele ich sie. Als Komponist lege ich sie auf den Prüfstein, klopfe sie auf ihre Herkunft und ihr Entwicklungspotenzial ab, lade sie strukturell auf, forme sie um, leite ab – kurzum: ich komponiere. Irgendwie sind das zwei verschiedene Sprachen für mich, mit je ihren spezifischen Stärken. Plakativ formuliert könnten diese heissen: die Stärken des Moments und der (Re-)Aktion gegen die Stärken der Planbarkeit und der Reflexion.»

Ein zentrales Anliegen Ammanns ist es, tradierte Muster aufzubrechen oder neu zu deuten. Ob in dem Saxophonkonzert «Under Pressure», wo er die Rollenverteilung zwischen Solist und Orchester neu definiert, oder in «Regard sur les traditions», wo die Auseinandersetzung mit historischen Mustern bereits im Titel anklingt und Ammann Modelle von Olivier Messiaen und György Ligeti verfremdet. Dabei sind Expression und Konstruktion für den Komponisten keine Widersprüche, sondern er versucht in seinen Werken, beide Prinzipien miteinander in Einklang zu bringen.

Dabei lässt er sich gern von aussermusikalischen Vorstellungen inspirieren: »Bei mir sind gedankliche Ausgangspunkte bisweilen räumlicher oder kinetischer Natur, also Vorstellungen von Zuständen oder Prozessen, wie sie ausserhalb des Musikalischen/Klanglichen ebenso gut oder noch besser denkbar sind.» Aus ihnen gewinnt Ammann dann energetische Prozesse, Farb- und Formenspiele, die seinen Kompositionen einen ganz individuellen Charakter und eine klare Linie innerhalb der zeitgenössischen Musik verleihen.

 
Biographie

1962 in Aarau (Schweiz) geboren, wuchs Dieter Ammann in einem Elternhaus auf, in dem das Musizieren auf Improvisationsbasis einen hohen Stellenwert hatte und dementsprechend aktiv gepflegt wurde.
Nach der Matura studierte Ammann Schulmusik in Luzern und absolvierte parallel dazu einige Semester an der Swiss Jazz School in Bern (Hauptfach: Kontrabass).

Als Multiinstrumentalist (Trompete, Tasteninstrumente, Bass) war er danach vor allem im Bereich improvisierte Musik/Jazz tätig; die Vielfalt dieser instrumentalen Erfahrungen kam ihm später auch in der kompositorischen Arbeit entgegen.

Ammann trat unter anderem an den internationalen Festivals von Köln, Willisau, Antwerpen oder Lugano auf. Plattenproduktionen und Konzerte brachten ihn mit so unterschiedlichen Musikern wie Eddie Harris oder Udo Lindenberg zusammen.

Anschliessend folgte ein Studium für Theorie und Komposition an der Musikakademie Basel (u.a. bei R. Moser und D. Müller-Siemens), mit Kursen bei W. Lutoslawski, W. Rihm, D. Schnebel und N. Castiglioni.

Ab Mitte der 90er Jahre verlagerte sich Ammanns Schwerpunkt hin zur Komposition. Seine minutiös ausnotierte Musik steht im Spannungsfeld zwischen höchster Differenziertheit und grosser Vitalität. Für seine Kammermusik- und Orchesterwerke erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, so zum Beispiel Werkbeiträge des Aargauer Kuratoriums sowie von Stadt und Kanton Luzern, den 1. Preis am internationalen Wettbewerb «Young composers in Europe», den Hauptpreis am internationalen Kompositionswettbewerb der IBLA-Foundation New York (in honor of Luciano Berio), den 1. Preis am Wettbewerb «Symposium NRW für Neue Musik» des Festivals Niederrheinischer Herbst (D) oder das Franz Liszt-Stipendium der «Weimar Kulturhauptstadt Europas»-Stiftung.

Einladungen für Konzerte oder Referate erhielt er unter anderem von der IGNM Wien, der New York University, der Hochschule für Musik Weimar und dem Musikfestival Davos, wo er 2003 composer-in-residence war.

Dieter Ammann ist Professor für Komposition an der Musikhochschule Luzern und doziert an der Hochschule der Künste Bern.

 
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Schönberg +

Collegium Novum Zürich

Einführung mit Peter Hirsch.

 

Arnold Schönberg:
Philippe Schoeller:
Dieter Ammann:
Luigi Nono:

 

Zürich
Samstag, 02. Februar 2008, 20:00 Uhr
Einführung mit Peter Hirsch: 19.00 Uhr
Tonhalle, Grosser Saal
 

 
Collegium Novum Zürich
Peter Hirsch, Leitung
Ensemble Arc-en-Ciel

 
Eintritt CHF 38.00 / 15.00 ermässigt

Reservationen: 044 206 34 34 – www.tonhalle.ch


Regards sur la Suisse : la musique

ensemble intercontemporain

Eine Co-Produktion des Musée d'Orsay und des Ensemble intercontemporain im Zusammenhang mit der Ferdinand Hodler-Ausstellung im Musée d'Orsay Paris.

 

Michaël Jarrell:
Hanspeter Kyburz:
Dieter Ammann:
Andrea Lorenzo Scartazzini:
Heinz Holliger:

 

Paris
Donnerstag, 24. Januar 2008, 20.00 Uhr
Auditorium du Musée d'Orsay-Paris
 

 
Solistes de l'Ensemble intercontemporain
Susanna Mälkki, direction

 
Eintritt Euro 21.00 / 15.00 ermässigt

Reservationen: +33 1 40 49 47 50/57 – www.musee-orsay.fr


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